Um kurz vor 9 habe ich schon die ersten Traumkilometer hinter mir. Eine tolle Gegend. Früh war ich heute morgen aufgestanden. Ich wollte die kühlen Stunden des Tages nutzen. Nach einem schnellen Kaffee und einer Scheibe Brot mit ein paar Streifen von der Dauerwurst die ich dabei habe packe ich mein Zeug zusammen. Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, das Zelt sehr nass einpacken zu müssen. Aber es hatte sich erstaunlicherweise kein Tau niedergeschlagen. Das Zelt war trocken. Schnell war mein Zeug am Moped verzurrt und ich bin gestartet. Auf die erste Traumstrecke des Tages. Kurz nach Acht stehe ich an der nördlichen Auffahrt zum „Col du Ballon d’Alsace“. Mein Navi zeigt mir, dass eine tolle Strecke voraus liegt.

Wenn ein Tag so anfängt…

Ein einziger Genuss. Die Luft ist angenehm kühl, und auf dem Weg nach oben wir es etwas dunstig. Aber die Morgensonne scheint und lässt den Elsass sein Sonntagskleid anziehen. Dabei ist es Mittwoch. Auf der Passhöhe geniesse ich den Blick über das Land im Morgenlicht. Und ich bin allein. Den Motor habe ich abgestellt und ich laufe ein paar Schritte. Für solche Momente bin ich unterwegs. Ich bin allein. Die Gastronomie hier ist noch geschlossen und es stellt sich eine wunderbare Stille ein. Nach ein paar Minuten breche ich wieder auf und denke mir, dass dieser Tag schon jetzt ein wunderbarer ist. Und ich bin noch keine Stunde unterwegs.

Am Col du Ballon d’Alsace

Die Abfahrt ist so schön wie der Aufstieg, und weiter geht es auf traumhaften Strecken in Richtung französischer Jura. Eine Weile begleite ich den Doubs, der sich hier durch eine manchmal sehr idyllische Landschaft aber auch eine spektakuläre Schlucht windet.
Die Fahrt ist wunderschön und im allerbesten Sinne ereignislos. Das Wetter ist fantastisch – später etwas heiß – und am Nachmittag bin ich an der Schweizer Grenze. Diese werde ich nicht überschreiten. Bisher ist es mir immer wenn ich in den Alpen unterwegs war gelungen, die Schweiz zu umgehen. Und das nicht nur wegen der Vignette. Um es diplomatisch auszudrücken: Mir sind die Schweiz und die Schweizer ungefähr so sympathisch wie den Schweizern Deutschland und die Deutschen… OK. Das war hart. Irgendwann werde ich bestimmt auch mal die Schweiz mit dem Moped durchfahren. Aber nicht auf dieser Tour. Denn mein Ziel ist Thonon-les-Bains. Das liegt auf der französischen Seite des Genfer Sees und dort soll der Höhepunkt meine Tour beginnen: Die Route des Grandes Alpes. Aber so weit ist es noch nicht. Bis dorthin werde ich es heute nicht mehr schaffen. Denn wie immer habe ich meine Route abseits der großen Verkehrsadern geplant. Und das kostet Zeit. Aber die ist allerbestens investiert. Ich fahre und fahre und fahre. Und dann bin ich im Jura.

Eine idyllische Stelle am Doubs
Nicht weit von der Schweizer Grenze

Es wird später, und ich mache mich auf die Suche nach einem Campingplatz. Und heute habe ich Glück. Ich finde die Domaine Les Géorennes. Dort kann ich auf einer tollen Zeltwiese inmitten wunderbarer Natur mein Zelt aufbauen. Abends sitze ich noch mit einem Glas Wein an einem Holztisch und genieße den wirklich schönen Sternenhimmel. Und dann bin ich froh, als ich mich endlich auf der Matratze ausstecken kann. Die temepraturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind hier deutlich. Auch wenn es heute manchmal etwas heiss war: Jetzt wo die Sonne seit zwei Stunden weg ist, ist es doch recht frisch. Ich denke, ich werde sehr gut schlafen.

Wunderschöner Campingplatz. Hier ist wenig los. Sonst hätte ich mein Zelt nicht in der Nähe des Waschhauses aufgestellt.